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DAZN und DFL: Was steckt hinter der fehlenden Bankgarantie?

Streit um das Bundesliga-Rechtepaket B

Eklat zwischen DAZN und DFL: Was steckt hinter der fehlenden Bankgarantie?

DAZN und die DFL streiten um ein Rechtepaket für die Bundesliga.

DAZN und die DFL streiten um ein Rechtepaket für die Bundesliga. picture alliance / SvenSimon

Die Nachricht sorgte für große Aufregung: DAZN mahnt im Zuge der Ausschreibung der milliardenschweren Medienrechte an Bundesliga und 2. Liga mit Hilfe der Großkanzlei Gleiss-Lutz den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung der DFL an. Der Liga-Verband weist die Vorwürfe zurück, schreibt gegenüber seinen Gesellschaftern, den 36 Klubs aus Ober- und Unterhaus, von einer "Vielzahl von unrichtigen Darstellungen und Verkürzungen von Sachverhalten" durch den Partner, der momentan die Live-Rechte für den Bundesliga-Freitag und -Sonntag sowie Highlight-Pakete hält. Warum eskaliert eine Lage derart, wo doch beide Unternehmen größtes Interesse an einer Einigung im Stillen haben dürften?

Es geht um das Rechtepaket B, das pro Saison 196 Live-Spiele umfasst und als das teuerste Paket gilt. Aktuell hält Sky diese Rechte. DAZN bot für die nächste Rechteperiode von 2025/26 bis 2028/29 die höchste Summe, den Zuschlag erhielt jedoch erneut Sky, weil DAZN eine von der DFL geforderte Bankgarantie nicht beibringen konnte. Stattdessen reichte die in London ansässige Unternehmensgruppe nach eigenen Angaben eine "harte Patronatserklärung" ein, die der DFL aber nicht reichte.

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DAZN vs. DFL: Worum geht es im Milliardenstreit?
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In der Vergangenheit genügte eine Patronatserklärung

Nach einer weiteren 24-Stunden-Frist folgte eine Garantiezusage der US-Beteiligungsgesellschaft Access Industries, die DAZN-Haupteigner Leonard Blavatnik gehört. Da nach kicker-Recherchen bislang eine Patronatserklärung als ausreichend erachtet wurde, stellt sich die Frage: Warum fordert die Liga nun eine Bankgarantie?

Folgt man der Argumentation von DAZN, kommt man zu dem Schluss, dass es der Liga darum gegangen sein muss, mit Sky den Hauptkonkurrenten im Markt zu halten. Die Auktion der einzelnen Pakete erfolgt nach klaren Kriterien: Ist ein Angebot um mindestens 20 Prozent besser als das des Zweitbietenden, erhält es den Zuschlag. Insofern wäre es aus Sicht von DAZN eine logische Bietertaktik.

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Anders als Sky könnte der Streamingdienst auch ohne den Bundesliga-Samstag am deutschen Markt weiter agieren, weil er neben diversen europäischen Top-Ligen auch die Champions-League-Rechte hält. Was läge also näher, als Sky mit einem Mondangebot für Paket B herauszuboxen, um am Ende ein Quasi-Monopol für vier Jahre aufzubauen? Und was wiederum läge dann seitens der Liga näher, ein solches Monopol zu verhindern, indem man die Qualität von Sicherheiten derart hochfährt, dass deren Beschaffung unmöglich ist? Kapitalmarktexperten zufolge jedenfalls sind 24 Stunden für eine Bankgarantie extrem kurz - andererseits darf man die Frage stellen, ob ein Anbieter diese sich nicht auch im Vorfeld besorgt haben sollte.

Zwar ist in den Zulassungskriterien für die Ausschreibung lediglich von "angemessener Bonität (…), die anhand aussagekräftiger Nachweise zu belegen ist" die Rede. Weiter heißt es dort: "Der DFL e.V. und die DFL GmbH werden die Zulassung eines Unternehmens zum Ausschreibungsverfahren nicht davon abhängig machen, dass dieses vor Angebotsabgabe und/oder vor Zuschlagserteilung eine finanzielle Besicherung seines Angebots nachweist." Der letzte Satz spricht in der Tat zunächst für den Vorwurf einer missbräuchlichen Praxis der Liga unter dem für die Auktion zuständigen Geschäftsführer Dr. Steffen Merkel.

Eingriff des Bundeskartellamtes scheint unwahrscheinlich

Aber: In den Ermessenskriterien zur Vergabe sind dann sehr wohl neben der Bonität des Bieters "Art und Umfang der finanziellen Absicherungen" thematisiert. Und die Ermessenskriterien sind für den Prozessstatus der Vergabe, der zeitlich weit hinter der Zulassung zum Verfahren liegt, nun einmal die entscheidenden Rahmenbedingungen. Die ganze Entwicklung erweckt den Eindruck, dass man bei der Liga Angst vor möglichen Zahlungsausfällen haben könnte. Speziell Inhaber internationaler Medienrechte wie Bein-Sports oder Partner wie One-Football und Sorare erwiesen sich seit 2020 als Wackelkandidaten. Die Frage ist, wie substantiiert diese Furcht in Bezug auf DAZN ist. Ein Sprecher des Streamingdienstes hält die Sorge für unbegründet: "DAZN zahlte immer innerhalb der vereinbarten Zahlungsfristen mit der DFL."

Man darf nun gespannt sein, wie es weitergeht. Dass das Bundeskartellamt einschreitet, scheint vor dem Hintergrund der Ausformulierung der Ermessenskriterien allerdings eher unwahrscheinlich. DAZN erklärt: "DAZN hat Bedenken hinsichtlich bestimmter Elemente des Vergabeprozesses und hat diese Probleme direkt bei der DFL vorgebracht. DAZN ist weiterhin bestrebt, einen Mehrwert für die Bundesliga, ihre Klubs und ihre Fans zu schaffen. Wir werden dieses Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter kommentieren."

Die Vorwürfe von DAZN sind unzutreffend und werden von der DFL zurückgewiesen.

Statement der DFL

Und die Liga? Die teilt mit: "Die DFL hat keinen Formfehler im laufenden Auktionsverfahren gemacht. Die Vorwürfe von DAZN sind unzutreffend und werden von der DFL zurückgewiesen. Zu weiteren Details des Verfahrens wird die DFL mit Rücksicht auf die von allen Seiten - auch DAZN - vereinbarten und bindenden Verschwiegenheitsregeln derzeit keine Stellung nehmen."

Benni Hofmann

Fußball: Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL), Pressekonferenz nach dem Ende der Versammlung.  Marc Lenz (l) und Steffen Merkel, DFL-Geschäftsführer.

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